Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in den USA eine blühende Zeitungslandschaft, deren Wochenendbeilagen sich mit ihren bunten Bilderzählungen großer Beliebtheit erfreuten. Unter den jungen Zeichner, die mit den Möglichkeiten des Mediums experimentierten, war Rudolph Dirks, der mit den Katzenjammer Kids einen Meilenstein der modernen Comicgeschichte schuf. Das Busch-Dirks-Projekt geht den Ursprüngen dieser Serie nach und verfolgt ihre Bezüge zum Werk Wilhelm Buschs.
Rudolph Dirks wurde 1877 in Heide (Schleswig-Holstein) geboren und wanderte im Alter von 7 Jahren mit seiner Familie in die USA aus. Seine Serie The Katzenjammer Kids erzählt die Streiche und Abenteuer der beiden Lausbuben Hans und Fritz, die sowohl in ihrer Boshaftigkeit als auch in ihrem Aussehen Wilhelm Buschs Max und Moritz zum Verwechseln ähnlich sind. Nach anfänglichen reinen Bildgeschichten, mischte Dirks mit der Zeit Text in seine Erzählungen, fügte diesen erst als Untertitel bei, um ihn später direkt mittels Sprechblasen in seine Zeichnungen zu integrieren. Hans und Fritz sprechen dabei ein amüsantes Kauderwelsch, bei dem sich deutsche und englische Wörter zu einer Art Denglisch vermengen.
Wilhelm Busch war offensichtlicher Ideengeber der Serie und der Bezug zur deutschen Erzähltradition sollte insbesondere die deutschen Einwanderer ansprechen und an die Zeitung binden. Dies wird dadurch unterstrichen, dass zeitgleich zur englischen Veröffentlichung auch deutsche Übersetzungen in Amerika erschienen, bei denen die Serie – ehrlich aber frech – in Max und Moritz umgetauft wurde.
Rudolph Dirks führt die Serie Jahrzehnte lang fort. Nach einem Rechtsstreit mit dem Verleger Hearst verlor er jedoch die Namensrechte: Während die Serie mit dem Titel The Katzenjammer Kid von anderen Zeichner bis heute fortgesetzt wurde, zeichnete Dirks seine eigene Geschichten unter dem Namen The Captain and the Kids weiter. Während er anfangs alleine arbeitete, wurde er schließlich von seinem Sohn John unterstützt, der im Laufe der Jahre die Arbeit an der Serie vollständig übernahm und auch nach dem Tod des Vaters die Reihe bis Ende der 1970er Jahre weiterführte.
Ziel
Das Busch-Dirks-Projekt verfolgt die lange Geschichte von Rudolph Dirks’ Werk bis zu seinen Wurzeln und möchte dabei insbesondere den Bezügen zwischen der deutschen und amerikanischen Zeichentradition nachgehen. Hierbei sollen die strukturell-gesellschaftlichen Prozesse sowie die historischen Besonderheit beider Länder berücksichtigt werden, die schließlich den modernen Comic herauszubilden halfen.
Grundlage für die Arbeiten sind eine große Sammlung von über 1000 Zeitungsseiten, Druckvorlagen, Originalzeichnungen, Büchern und Fotos, die John Dirks – der leider Anfang 2010 verstorben ist – dem Projekt vermacht hat. Teil des Projektes ist die Aufarbeitung, Sicherung und Katalogisierung dieses einmaligen Bestandes.
Weiterführende Informationen
Eine ausführliche Projektdarstellung findet sich auf den Webseiten von Prof. Dr. Eckhart Bauer, der für die Leitung des Projektes verantwortlich ist.