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Frisch gelesen: HTML5 for Web Designers

Nils Hörrmann

Letzte Woche kam es in der Post, das erste Buch der Reihe “A Book Apart”. “HTML5 for Web Designers” machte mich neugierig: Was gibt es über HTML5 zu erfahren, und wie machen eigentlich Webgestalter Bücher? Jeremy Keiths Buch hält, was es verspricht: kurz und knapp fasst es zusammen, was Webgestalter über HTML5 wissen sollten.

Genau an dieses Versprechen sollte man sich beim Lesen aber auch immer wieder erinnern, denn tiefe Einsichten kann das Buch nicht eröffnen. Wer nur wenige Blogs zum Thema Webgestaltung oder Webentwicklung verfolgt, wird die Rahmenbedingungen kennen. Dementsprechend stellt Jeffrey Zeldman bereits im Vorwort klar:

Es gibt andere Bücher über HTML5 und es wird noch viele mehr geben. Es wird 500 Seiten starke, technische Bücher für Entwickler geben […] doch dieses Buch ist für Euch – Euch, die Webinhalte erstellen, die Webseiten mit Sinn und Semantik anlegen und die zugängliche Benutzeroberflächen und -erlebnisse gestalten.

Diesem Grundsatz folgend, ist das Buch ein gute Zusammenfassung.

Der Weg zu HTML

In sechs Kapitel nimmt Jeremy Keith den Leser auf eine kurze Reise. Ausgehend von einer kurzen Geschichte des Markups, die sich mit den Wirren um XHMTL 2 und HTML 5 (mit und ohne Leerzeichen) auseinandersetzt, kommt er zu den Grundsätzen, die bei der Entwicklung des neuen Standards HTML5 eine entscheidende Rolle gespielt haben. Der Tonfall des Textes ist locker, es geht dem Autor nicht um eine Stellungnahme oder Kritik der Entwicklung. Vielmehr steht er mit dem Leser auf einem Hügel, blickt in alle Richtungen ins Tal, und hilft einen schnellen Überblick zu finden.

Buchcover.
Abbildung Jeremy Keith: HTML5 for Web Designers. A Book Apart, New York 2010

Das Kapitel Rich Media richtet seinen Fokus auf das, was HTML an neuen gestalterischen Mitteln mitbringen wird: Canvas, Audio- oder Videoeinbettung. Neben der Vorstellung neuer Elemente, richtet Keith sein Augenmerk auf die Umsetzung und zeigt, wie man sinnvolle Rückfalloptionen einrichten kann. Keith macht darüber hinaus auf humoreske Weise deutlich, dass nicht alle neuen Möglichkeiten auch genutzt werden sollten: Die Verwendung des Attributs autoplay in Verbindung mit der Option loop würde beispielsweise den geballten Zorn des Autors auf sich ziehen. Ich bin mir sicher, nicht nur seinen.

Web Forms 2.0 führt schließlich in die erweiterten Möglichkeiten der Formulargestaltung ein. Neue Attribute, die gängige JavaScript-Implementierungen überflüssig machen werden (z. B. Platzhaltertexte) oder Feldtypen, die es ermöglichen werden, spezifische Eingaben für E-Mail-Adressen oder Datumsangaben browserunterstützt zu vereinfachen. Keith vergisst hierbei nicht, dem Leser einige Zeilen JavaScript an die Hand zu geben, die die Verfügbarkeit dieser neuen Möglichkeiten abfragen.

Die abschließenden Kapitel beschäftigen sich dann mit der Semantik beziehungsweise ihrer Anpassung in der neuen Spezifikation sowie mit der Alltagstauglichkeit von HTML5 im Jahre 2010.

Von Webgestaltern für Webgestalter

Das Buch ist eindeutig ein Buch von Webgestaltern für Webgestalter. Technisch interessierte Leser werden an vielen Stellen müde lächeln. Für den klassischen Gestalter bietet das Buch jedoch einen wirklich schnellen Überblick, der mit rund 85 Seiten zügig zu lesen ist.

Jason Santa Maria hat bei der Gestaltung gute Arbeit geleistet. Der Textaufbau ist durchdacht, die Spalten haben eine angenehme Lesebreite. Allerdings fällt etwas auf, das mir schon bei zahlreichen aus dem Webumfeld stammenden Büchern ins Auge gestochen ist: der Text sitzt viel zu dicht im Bund. Gerade bei klebegebundenen Büchern, die sich – ohne der Bindung zu hart zu Leibe zu rücken – nicht so weit aufblättern lassen, lässt dies den Text dicht und eng in der Doppelseitenmitte stehen. Mehr Raum wäre hier wünschenswert.1

1 Anscheinend bin ich bei uns nicht der Einzige, dem dies aufgefallen ist: twitter.com/hannahoerrmann/status/17942373367

Man merkt dem Buch ansonsten an, dass sein Gestalter visuell im Netz geprägt ist. Insbesondere die Schriftwahl macht dies für mich sichtbar. Während die FF Yoga eine schöne Wahl für den Fließtext ist, wirken die Titling Gothic für die Überschriften und die Consolas wie aus einer Webseite entsprungen. Blau als Auszeichnung für Links ist eine Altlast des Netzes, warum sie hier übertragen wird, obwohl natürlich keiner der Verweise direkt verfolgbar ist, bleibt mir unklar. Die Nutzung von Kurz-URL im Fließtext, die in voller Länge erst in der Fußnote aufgelöst werden, scheinen ein Experiment zu sein, das man überdenken sollte.

Fazit

Auch wenn das Buch genau das macht, was es am Anfang versprochen hat, einen kurzen Überblick zu geben, wünscht man sich an einigen Stellen mehr Informationen. Nicht, das man konkret das Gefühl hätte, es fehlt etwas, aber es geht teilweise sehr flott voran. Es stellt sich die Frage, wer die Lücke schließen wird, zwischen dieser Schnelleinführung in HTML5 und den “500 Seiten starken, technischen Büchern”, von denen Zeldman die Reihe in der Einführung abgegrenzt hat. Vielleicht ist hier einfach wieder der Sprung ins Netz gefragt. Als Ausgangspunkt dieser Suche, ist das Buch sehr zu empfehlen.

Jeremy Keith:
HTML5 for Web Designers.
A Book Apart, New York 2010,
ISBN 978–0-9844425–0-8

Das Buch ist in englischer Sprache verfasst und kostet 18 $ zuzüglich 9 $ Versand nach Deutschland.